Video: Videobeitrag ProSieben Maxx Reportage

Text Quelle: GRA

 
Betrachten wir mal den gesamten Film mit einem neutralen Auge.

Die Dokumentation holte den normalen Zuschauer dort ab, wo sie leben (Waffen sind gefährlich), ist mit ihnen gereist (Waffen machen Spaß), hat die Waffen erforscht (Schießen kann die Konzentration verbessern, es gibt Belohnungspunkte für Treffer auf der Scheibe und beim Beute machen auf der Jagd), hat vor den Gefahren gewarnt (Sammelwut, Machtgefühl bei illegalen Besitzern, Treffer auf menschliche Körper) und zum Schluss nicht gesagt, dass Waffen in jeder Hand ein Risiko darstellen, sondern nur in den falschen Händen.

Für mich war das der beste Film über Waffen und Waffenbesitzer seit Jahren.

Die positiven Highlights:

  1. Schießen macht Spaß (Schnupperkurs und Wandlung des Reporters)
  2. Schusswaffen können schützen (blinder US-Amerikaner)
  3. Schusswaffen gibt es in extra Versionen für Frauen und Kinder in den USA
  4. Schießen erhöht die Konzentration und kann therapeutisch sein (ADHS Sportschütze)
  5. Schießen führt zu mehr Verantwortung (junger Sportschütze)
  6. Treffer auf der Scheibe/Beute geben Belohnungspunkte im Gehirn (Neurologe)
  7. Die Faszination für Waffen ist normal (Schnupperkurs-Schüler, Experte)
  8. Bei gesunden Menschen gibt es eine Hemmschwelle, damit auf Menschen zu schießen (Kriminalpsychologe Heubrock)

Die negativen Highlights (davon fünf aus den USA):

  1. Mit den Sicherheitsregeln nehmen es die Amis nicht so genau (US Schießstand)
  2. Schusswaffen führen zu 5x mehr Selbstmorden (Interview David Nason)
  3. Bewaffnete Verteidiger sterben 4x häufiger als Unbewaffnete (Charled Branas)
  4. Schusswaffen werden in den USA 18x häufiger zum Mord eingesetzt als in Deutschland
  5. Mit Waffen lassen sich Millionen verdienen (US-Messe)
  6. Es gibt 4x mehr illegale Schusswaffen in Deutschland als legale
  7. Es gab 11.000 Straftaten in Deutschland mit Schusswaffen im Jahr 2012 (PKS)
  8. Waffen in den falschen Händen sind gefährlich


Über die positiven Highlights brauche ich nichts zu sagen, denen stimmen wir alle zu. Daher liegt mein Augenmerk auf den negativen Highlights:

1. Mit den Sicherheitsregeln nehmen es die Amis nicht so genau

Auf dem US-Schießstand wurde behauptet, dass dieser ganz besonders auf Sicherheit achte im Gegensatz zu anderen. Dabei gab es einen kurzen Schwenk auf das Schild mit den vier Sicherheitsregeln (04:48). Diese lauten:

        1. Alle Schusswaffen sind immer als geladen zu behandeln.
        2. Richte niemals die Mündung auf etwas, dass Du nicht zerstören möchtest.
        3. Halte den Finger abseits des Abzugs, bis die Visierung klar auf das Ziel ausgerichtet ist.
        4. Identifiziere das Ziel und den Hintergrund.

Diese Regeln werden weltweit auf zivilen Schießständen als Mindestregeln beachtet und jedem Schützen eingetrichtert. Wer dagegen verstößt, fliegt vom Stand. Die Behauptung, der besuchte Schießstand sei besonders auf Sicherheit bedacht, ist demnach falsch.

2. Schusswaffen im Haus führen zu 5x mehr Selbstmorden

Würde diese Aussage zutreffen, dann gäbe es in Japan und Deutschland wesentlich weniger Selbstmorde als in den USA. Dem ist jedoch nicht so:

89 Waffen auf 100 Einwohner – 11,0 Selbstmorde auf 100.000 Einwohner in den USA.
30 Waffen auf 100 Einwohner – 12,4 Selbstmorde auf 100.000 Einwohner in Deutschland
0,6 Waffen auf 100 Einwohner – 24,4 Selbstmorde auf 100.000 Einwohner in Japan.

Volker T: Weniger Waffen-weniger Selbstmorde?

Dr. Christian Westphal hatte die Verlaufsdaten aus Österreich von 1982 bis 2011 untersucht. Diese zeigen zwar, dass mit mehr Schusswaffenlizenzen mehr Schusswaffensuizide einhergehen, aber die Gesamtzahl der Suizide steigt nicht an. Es lässt sich also aus den von ihm untersuchten Daten im selben Zeitraum kein Zusammenhang zwischen der Schusswaffenverbreitung und der Zahl aller Suizide messen.

DJV: Statistik mit Stolpersteinen: Marburger Doktorand untersucht Zusammenhänge von Waffen und Gewalt

Wie kommt Dr. David Nason (15:33) somit auf diese Annahme? Diese wird medial in den US-Medien verbreitet, trifft jedoch nur auf Teenager zu (die im Verhältnis zu allen Selbstmorden in den USA nur einen kleinen Teil ausmachen). In vielen US-Bundesstaaten gibt es keine Aufbewahrungsvorschriften für Waffen und viele Jungen zwischen 15 und 19 Jahren benutzen Schusswaffen für ihren Selbstmordversuch, der in 46% der Versuche tödlich endet.

Statt jedoch für Waffenverbote zu werben, sollte der Fokus auf bessere Aufbewahrung und Aufklärung inklusive Hilfsangebote gelegt werden. Dies wird in einigen US-Staaten – auch in Kooperation mit Waffenbesitzergruppen und Waffenhändlern - getan.

3. Bewaffnete Verteidiger sterben 4x häufiger als Unbewaffnete

Die Methoden dieser Studie von Charles Branas (18:20) wird stark angezweifelt. So wurde z.B. die Beziehung zwischen Täter und Opfer nicht beachtet. Viele der untersuchten Opfer waren bewaffnete Gangmitglieder und Gangmitglieder haben ein erhöhtes Risiko zu sterben als die normale Bevölkerung.

Die Studie von Charles Branas wurde von der Joyce Foundation finanziert, die Organisationen fördert, die sich für Waffenverbote einsetzen. Studien von Waffengegnern ist häufig eines gemein, dass sie nicht peer viewed werden, d.h. die Daten werden anderen Wissenschaftlern nicht zur Verfügung gestellt, um die Ergebnisse zu überprüfen.

Schauen wir uns Studien an, die von der Regierung stammen, wie z.B. vom Centers for Disease Control (CDC) oder auch von Kriminologen, die sich peer viewen lassen wie Gary Kleck und auch John R. Lott, findet man gänzlich andere Aussagen:

    “Selbstverteidigung kann eine wichtige Abschreckung für Verbrechen sein”, sagt ein neuer Bericht des Centers for Disease Control (CDC). Die $ 10.000.000 Studie wurde von Präsident Barack Obama im Rahmen der 23 Executive Orders, die er im Januar in Auftrag gab, angefertigt.

    “Studien, die direkt die Wirkung des eigentlichen defensiven Zwecks von Waffen untersuchen (d.h. bei Vorfällen, bei denen eine Waffe vom Opfer einer Straftat benutzt wurde, um den Täter zu bedrohen oder anzugreifen) haben herausgefunden, dass es durchweg niedrigere Verletzungsraten bei bewaffneten Opfern gab gegenüber Opfern, die andere Selbstschutzstrategien nutzten”, ermittelt die CDC-Studie mit dem Titel “Priorities For Research to Reduce the Threat of Firearm-Related Violence”.

CDC Studie: Use of Firearms For Self-Defense is ‘Important Crime Deterrent’
GRA Studie belegt: Weniger Tötungsdelikte durch Zunahme der Waffenscheine

4. Schusswaffen werden in den USA 18x häufiger zum Mord eingesetzt als in Deutschland

Hierzu muss man erstmal beachten, dass in den USA auch 4x so viele Menschen leben wie in Deutschland. Und zweitens muss man beachten, dass es in den USA auch viel mehr Städte mit über 500.000 Einwohner gibt als in Deutschland.

Waffenkriminaltität ist ein soziales Problem junger Männer in (zumeist urbanen) Problembezirken. Die Zentren der Kriminalität sind große Metropolen mit ihren sozialen Brennpunkten, egal ob sich diese in den USA (Chicago, Detroit, New York), Großbritannien (London, Manchester, Birmingham), den Niederlanden (Amsterdam), Deutschland (Berlin, Frankfurt, Hamburg) oder Belgien (Brüssel) befinden.

Würde man die Mordraten in den großen Städten der USA ab 500.000 Einwohner nicht berücksichtigen, käme man auf ähnliche Gewaltraten wie in Europa, wenn auch nicht so niedrige wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. (Diese Länder haben trotz völlig unterschiedlichen Waffengesetzen ähnliche Mordraten – und zwar, je höher der legale Besitz ist, desto niedriger die Mordrate – was aber auch an den großen Städten liegen kann, die in Deutschland häufiger sind, womit wir wieder bei dem urbanen Problem junger Männer wären – hier beißt sich die Katze in den Schwanz).

GRA: Amerikanische Verhältnisse

5. Mit Waffen lassen sich Millionen verdienen (US-Messe)
6. Es gibt 4x mehr illegale Schusswaffen in Deutschland als legale
7. Es gab 11.000 Straftaten in Deutschland mit Schusswaffen

Diese Aussagen stimmen, ABER die meisten Straftaten in Deutschland werden mit freien Waffen (Schreckschusswaffen und Luftgewehren) begangen, dann folgen die illegalen Waffen. Legale Waffen sind kaum involviert. Das gleiche gilt für die Verstöße gegen das Waffengesetz. Hier handelt es meist um den verbotenen Besitz verbotener Gegenstände wie Butterflymesser oder Schlagringen, oder das verbotene Führen von Schreckschusswaffen ohne “Kleinen Waffenschein” oder von Einhandmessern oder das Transportieren und Schießen von Spielzeugwaffen in der Öffentlichkeit (auch beim Karneval).

"… Mit einer Schusswaffe gedroht ist dann zu erfassen, wenn wenigstens ein Opfer sich subjektiv bedroht fühlte (auch z.B. durch eine Spielzeugpistole)" (Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik 2012 - Seite 26)

GRA: Fakten und Vorurteile

8. Waffen in den falschen Händen sind gefährlich

Auch diese Aussage stimmt. Wie jedoch der illegale Sammler aus eigener Erfahrung erzählte, kommt man schneller und billiger an illegale Waffen als an eine legale Waffe. Solange dies der Fall ist, haben Verbrecher leichtes Spiel, doch Opfer keine Chance sich zu verteidigen. Daher sollte ein Waffengesetz nicht versuchen, den zuverlässigen Bürgern den Waffenbesitz zu verunmöglichen, sondern die Bewaffnung von Kriminellen und Menschen mit psychischen Störungen, die die öffentliche Sicherheit gefährden, verhindern.